Die mythenumrankte Figur Liliths zeigt über die Jahrtausende, dass Definitionen was „männlich“ oder „weiblich“ ist, Kontext abhängig sind.
Es macht Sinn die patriarchal dualistische Aufteilung, die das „Weibliche“ als Ergänzung oder Gegensatz zu dem definiert, was subjektiv als „männlich“ empfunden wurde, zu hinterfragen.
Im späten dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bewohnte die altsumerische Göttin den Weltenbaum. Als Göttin waren ihr, wie allen weiblichen Gottheiten Mesopotamiens, vielfältigste Eigenschaften zueigen. Sie vereinten Aggression, Gewalt und Kriegslust, genauso wie Erotik, partnerschaftliche Liebe und Mütterlichkeit, Macht über Himmel und Unterwelt, ohne moralische Wertung.
Im ersten Kapitel der Bibel fast dreitausend Jahre später erschafft Gott das Menschenpaar Mann und Frau nach seinem Bilde. Im zweiten Kapitel formt er eine Frau aus der Rippe des Mannes: Eva. Viel später wird der Wiederspruch durch einen Partnerinnenwechsel erklärt. Die erste Partnerin wäre Lilith gewesen, die zweite Eva. Lilith verlies Adam, angeblich wegen ihres rebellischen Charakters und weil sie sich nicht unterordnen wollte.
Mit dem dualistisch patriarchalem Denken werden dem Weiblichen die Eigenschaften zugeordnet, die das Männliche ergänzen oder einen Gegenpol zur meist idealisierten eigenen Männlichkeit bilden und überwiegend abgewertet. Diese Art der Abspaltung und Aufteilung in männliche und weibliche Eigenschaften führt zur Dämonisierung Liliths.